Alexander O'Hara

Columbanus and the Politics of Exile:

Social Networks, Elite Identities, and Christian Communities in Europe,
c. 550- c. 750


Ein wesentlicher Schritt in der Verankerung der monastischen Kultur in Westeuropa fand zwischen 550 n. Chr. und 750 n.Chr. statt. Durch die verstärkte Integration monastischer Institutionen in soziale und politische Netzwerke wurden die Rolle der Klöster und ihre Beziehung zur sozialen Umwelt in dieser Zeit transformiert. Der Schwerpunkt dieses Projektes liegt auf einem der zentralen Akteure dieses Prozesses, dem irischen, asketischen Exilanten und Klostergründer Columbanus (550-615 n.Chr.) und auf dem monastischen Netzwerk, das von ihm und seinen fränkischen Schülern in Gallien zur Zeit der Merowinger und in Italien unter den Langobarden gegründet wurde.
590 n. Chr. verließ Columbanus Irland, um einem Ideal asketischen Exils zu folgen — einer Verpflichtung, den Rest seines Lebens in religiöser Emigration zu verbringen. Dieses Ideal der Entfremdung beeinflusste jeden Aspekt von Columbanus‘ Aufenthalt auf dem Kontinent, die Organisation seiner Gemeinden, und seine Beziehungen mit der fränkischen Elite. Die Exilsprache war eine Sprache der Abschottung, während Columbanus versuchte, seine Gemeinden als sakrale Orte abseits von der Gesellschaft, mit klaren Grenzen und Zugangsregeln zu formen. Aus bisher ungenügend geklärten Gründen fand dieser Diskurs Anklang bei der fränkischen Elite, die in zunehmenden Maßen suchte, in die Kirche als Mittel zur spirituellen Gewinnanhäufung zu investieren und ihr Prestige und ihren Status zu verbessern.
Die Grenzen, die Columbanus etablierte, um seine Gemeinden abzugrenzen und welche sich von der Rhetorik des asketischen Exils ableiteten, führten unbeabsichtigt zu neuen Wegen der Gemeinschaftsbildung auf Basis des christlichen Diskurses. Klösterliche Ideale begannen, die Hofkultur Chlothar II. und Dagobert I. zu beeinflussen, während Höflinge begannen, Klöster zu gründen und eine Reihe von spezifischen Begriffen, die Columbans monastischem Diskurs entlehnt wurden, für ihre Zwecke anzupassen.

Weitere Untersuchungen zu der Dynamik dieser lebendigen Wechselbeziehung zwischen klösterlichen und weltlichen Gemeinschaften während dieser Periode sollen ergründen, wie diese Interaktion zu der Entwicklung diskursiver Hybridformen und neuer gemeinschaftsbildender Denkweisen führten.