Stefan Donecker

Chroniclers, Crusaders, and the Last Pagans of Europe


   Die vielschichtigen Transformationsprozesse, die sich während des 13. und 14. Jahrhunderts im Ostseeraum abspielten, bieten die Möglichkeit, die Adaptierung charakteristischer mittelalterlicher Formen sozialen Zusammenhalts in der europäischen Peripherie anhand aussagekräftiger Fallstudien zu untersuchen:
  • Im Zuge der Integration Preußens, Livlands und Litauens — der letzten "heidnischen" Territorien Europas — in die christliche ökumene standen zeitgenössische Chronisten vor der Herausforderung, die Bewohner dieser Länder in das ethnographische Wissen ihrer Zeit einzugliedern. Autoren wie Heinrich von Livland oder Saxo Grammaticus waren gezwungen, die ihnen vertrauten Paradigmen biblischer bzw. griechisch-römischer Ethnographie auf eine Region anzuwenden, in der klassische Autoritäten keine Orientierungshilfe beisteuern konnten.
  • Der Deutsche Orden, eine der treibenden Kräfte hinter der Kreuzzugsbewegung im Ostseeraum, stütze sich vor allem im vierzehnten Jahrhundert auf die Dienste adeliger "Pilger" aus allen Ländern Europas, die sich im Zuge einer sogenannten "Preußenreise" für kurze Zeit — oft wenige Wochen oder Monate — an den militärischen Operationen des Ordens beteiligten. Eine Untersuchung der Maßnahmen, mittels derer der Orden Zusammengehörigkeitsgefühl und Loyalität unter dieser heterogenen Gruppe an Kreuzfahrer zu stiften versuchte, kann zu einem tieferen Verständnis militärischen Zusammenhalts im Mittelalter beitragen.